Gedanken zur heutigen Zeit

Liebe Patient*innen,

eigentlich wollte ich – wie es meiner Art und Weise entspricht – einen in Satire abgefassten Spruch zu Angst / Zahnarzt / Corona auf der Homepage präsentieren.

In den Überlegungen dazu – und mir ist genug Unsinn eingefallen – merkte ich jedoch, dass ich Ihnen etwas völlig anderes mitteilen möchte. Die tägliche Kommunikation mit Ihnen scheint mir doch sehr zu fehlen und so möchte ich Sie einladen …

In einer Gesellschaft, in der Menschen im Café am gleichen Tisch sitzen und sich verbal austauschen könnten, wird oft nur in das Smartphone geschaut um sich dann gegenseitig Filme zu zeigen. Was macht denn da das zusätzliche Tragen einer Gesichtsmaske aus? 1,5 m Abstand und Gesichtsmasken sind doch nur weitere, trennende Ideen des Zusammenlebens?

HIV, Vogelgrippe, Schweinepest, Rinderwahn u.s.w. eine durch`s Dorf gejagte Sau/Krise jagt die nächste. Der Diabetiker, der Krebspatient … nicht der Mensch, sondern das freiwillige Sortieren oder sortiert werden in Schubladen rückt in den Vordergrund. Bisher konnten wir noch sagen, das betrifft mich nicht und auch ein spontanes Betroffenheitsgefühl führt nicht zu Konsequenzen im privaten Leben.

Jetzt aber ist ein Thema in unser aller Leben, in dem jeder betroffen ist, es jeden erwischen kann. Jetzt ist es vielleicht nicht mehr der Nachbar, eine zufällige nette Begegnung oder Freunde. Jetzt ist es eher primär der potenzielle Überträger einer Todesgefahr.

Absentieren und Maskieren! Was macht das mit uns?

Uns fehlt z. B. ein ganz wichtiger, kultureller Aspekt im Miteinander. Normalerweise gleichen wir das Gesagte mit der Körpersprache und Mimik unseres Gegenübers ab und reagieren entsprechend. Erwachsene können vielleicht auf Grund ihres Wortschatzes erklärend modulieren, Kinder können das nicht. Möglicherweise wird das Fehlen dieser wichtige Lernerfahrung und die Abstandsregel eine Generation anders prägen. Die Meisten von uns haben Erfahrungen, was einschneidende Veränderungen im Alltag bedeuten können. Vielleicht nur eine Vorübergehende, wie ein Gips auf der Arbeitsseite. Vielleicht eine Endgültige, wie ein Todesfall oder eine Scheidung.

In solchen Situationen waren wir darauf angewiesen, angebotene Hilfe zu geben oder zu nehmen. Die meisten von uns haben, selbst wenn man in die Kindheit zurückgehen muss, hilfreiche Ressourcen, erworbene und angeborene Fähigkeiten die wir aktivieren und nutzen können.

Es heißt, dass wir alle die „alte“ Realität über einen längeren Zeitraum nicht leben können.  Wollen wir denn überhaupt dahin zurück?

In einer Zeit, in der es angefangen mit den Kleinsten die Maxime ist, sich als Projekt zur Selbstoptimierung zu begreifen und Menschen unter „Nutzenaspekten“ gesehen werden, ist es möglicherweise hilfreich zu stoppen, zu überdenken und aktiv neu zu gestalten.

In der Praxis, unserem kleinen Universum, haben sich die Behandler ganz spontan für die Coronateststation in Taufkirchen gemeldet. Ich persönlich habe die Zeit der Zusammenarbeit mit den Profis anderer Berufe sehr genossen. Im gesamten Team haben wir über die veränderten Alltagserfahrungen reflektiert und festgestellt, dass egal wie fantastisch neue Technik ist, für uns der Mensch und die Kommunikation deutlich im Vordergrund steht.

Wir freuen uns darauf Sie ALLE gesund wieder zu sehen!

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